
(ein Beitrag von Judith König)
Wie kann es gelingen, die Geflüchteten, die in den letzten Monaten und Jahren Schutz in Deutschland gesucht haben, zu integrieren? Diese Frage beschäftigt derzeit viele Menschen, sie war nicht zuletzt auch bei der Bundestagswahl ein wichtiges Thema.
Viele kluge Köpfe haben über dieser Frage gebrütet, viele Haupt- und Ehrenamtliche hatten zündende Ideen dazu. Eine davon wollen wir euch an dieser Stelle ein bisschen näher vorstellen: Das Sprachpaten-Projekt von CampusAsyl.
Sprache ist wie eine Brücke zum Ankommen in einem neuen Land. Darum beschäftigen sich viele Projekte bei CampusAsyl mit dem Deutschlernen. Einen besonderen Schwerpunkt setzt dabei das Sprachpaten-Projekt. Verena Baier, die Koordinatorin des Projekts, erklärt das Prinzip: per Sprachtandem sollen Geflüchtete die Möglichkeit bekommen, bereits erworbene Deutschkenntnisse zu üben, zu verbessern und die Hemmungen beim Deutsch-Sprechen zu verlieren. Die meisten Geflüchteten, die sich bei ihr melden und auf der Suche nach einem Sprachpaten sind, können schon etwas Deutsch, die Verständigung mit dem Tandempartner funktioniere also in den meisten Fällen von Anfang an gut, meint Verena Baier. Wichtig ist ihr auch zu betonen, dass es nicht um Nachhilfe oder um einen Deutschunterricht gehe, sondern einfach um zwanglose Treffen, bei denen man sich über alles Mögliche unterhalten könne und nebenbei dem Tandempartner die Chance geben, besser Deutsch zu lernen. „Mir gefällt, dass ich meinem Sprachpatenstudenten mit meinen Kenntnissen helfen kann. Ich spüre von ihm großes Interesse und menschliche Wärme.- Einfach schön!“, meint Birgit (72), eine der Sprachpatinnen des Projekts.
Wie bei jedem anderen Sprachtandem auch, besteht außerdem für den Deutsch sprechenden Tandempartner die Möglichkeit die Muttersprache des Anderen zu lernen – zum Beispiel Farsi oder Arabisch. Das ist allerdings kein Muss – das Tandem kann sich auch auf Deutsch beschränken. „Generell gibt es beim Sprachpaten-Projekt ganz viel kann und ganz wenig muss“ meint Verena Baier.
Die Warteliste ist momentan das Schwierigste am Projekt, erzählt sie. Sie habe ungefähr 30 Wartende auf der Liste, die sie gerne vermitteln würde, um noch mehr erfolgreiche Sprachtandems zu bilden. Bei der Vermittlung könne sie dabei ganz individuell auf die einzelnen Tandempartner eingehen. So spielen zum Beispiel nicht nur etwaige Sprach-Interessen eine Rolle, sondern auch das Alter oder Hobbies. Das Ziel sei es nämlich nicht nur, die Deutsch-Kenntnisse von Geflüchteten zu verbessern, sondern im Idealfall werden aus den Tandempartnern Freunde.
Für wen also kommt das Sprachpaten-Projekt in Frage? Eigentlich können wir es jedem ans Herz legen! Egal ob StudentIn oder RentnerIn, Azubi oder PensionistIn. Der Zeitaufwand kann ganz individuell festgelegt werden, weil jedes Sprachtandem die Treffen selbst organisiert. Es gibt kein Mindestmaß – nur Lust darauf, den Anderen und seine Kultur, vielleicht auch seine Sprache, kennen zu lernen, die sollte man haben.
Dann winken gemeinsame Treffen mit Kino, Kochen und vielleicht auch eine neue Freundschaft.
In Kontakt mit dem Projekt kommt ihr am einfachsten per E-Mail unter patenschaften@campus-asyl.de oder ihr tretet einfach der Facebook-Gruppe Sprachpatenschaften-CampusAsyl bei. Auch auf der CampusAsyl-Website gibt es Infos zum Projekt und ein Formular, mit dem ihr euch im Projekt anmelden könnt.