
In den derzeit 18 Projekten von CampusAsyl passiert Woche für Woche wahnsinnig viel. Um euch Einblicke in den Alltag der Unterstützungs- und Integrationsarbeit zu ermöglichen, stellen wir euch ab sofort monatlich ein Projekt ausführlicher vor. Den Auftakt macht das Koch-Projekt. Wie der Brei wird, wenn viele Köche aus verschiedenen Kulturen mitmischen, könnt ihr in diesem Artikel von Christian Bemmerl nachlesen.
Kochen schlägt Brücken zwischen den Kulturen – Hunger hat jeder
Montag, 26. Oktober 2016, 17.00 Uhr, Am Ölberg 2, Regensburg. In der beschaulichen Küche der ESG herrscht bereits geschäftiges Treiben. Alle Kochutensilien werden vorbereitet. Währenddessen klingelt es an der Tür und eine Gruppe von syrischen Geflüchteten und Studierenden trifft mit den ersten Lebensmitteln für das heutige Menü ein. „Wie immer gibt es drei Gänge“, berichtet Rosemarie Binder, Hauswirtschaftslehrerin aus Regensburg und eine der Mitinitiatorinnen des neu aufgelegten Kochprojekts von CampusAsyl. Was gekocht wird entscheiden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer spontan. Dieses Mal fiel die Entscheidung wie folgt aus: Als Vorspeise ist eine Kürbiscremesuppe geplant, deren Zubereitung die beiden Küchenchefinnen Rosi und Ursula dirigieren. Um die Hauptspeise, indisches Curry-Chicken mit Ratatouille möchte sich Mohammed kümmern und die Nachspeise, einen Apfelkuchen macht, wer gerade Zeit hat. Die kreative Zusammensetzung spiegelt wider, wie es eigentlich immer ist, wenn Menschen verschiedener Herkunft versuchen, miteinander zu Kochen, wie Ursula Mieser, ebenfalls Mitinitiatorin, berichtet: „Für Jede und Jeden ist etwas dabei. Meist kochen wir syrisch-bayerisch, wenn man das so sagen kann und schon oft wurden zauberhafte Menüs aus unseren gemeinsamen Überlegungen.“
Mittlerweile sind die Aufgaben für die notwendigen Arbeiten gut verteilt und erste Gerüche lassen erahnen, was bald darauf auf den Tellern serviert werden wird. Die beengten Raumverhältnisse der kleinen Küche hindern die rund zwanzigköpfige Kochcrew nicht daran, alle Register zu ziehen. Jeder Zentimeter wird genutzt und so laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Immer wieder hört man Sätze wie, „Was heißt Gurke auf syrisch?“, oder „Wie heißt das, was ich da habe auf deutsch. Bei uns gibt es so etwas nicht.“ So können die Kochbegeisterten gegenseitig voneinander lernen und, worauf die lustige Stimmung schließen lässt, auch auf eine angenehme Art und Weise. Damit der Hunger eines jeden auch in absehbarer Zeit gestillt werden kann, wedelt die erfahrene Köchin Rosi immer wieder von Gruppe zu Gruppe erkundigt sich nach deren Fortschritten und gibt Ratschläge.
Währenddessen erzählt Miri, Studentin der Kulturwissenschaften und Praktikantin bei CampusAsyl, ein wenig über die unterschiedlichen Essgewohnheiten: „Bei Syrern ist das ein wenig anders als bei uns. Es gibt z.B. kein Frühstück. Die Mahlzeiten sind alle später und so gibt es als erste Mahlzeit oft Taboulle, das sind Tomaten mit Petersilie, was man süß und pikant essen kann. Falafel und Mouse sind aber auch sehr beliebt.“ Miri kommt, wie sie beschreibt, gerne zum Kochprojekt, weil sie hier viele nette Leute kennen lernen kann und zudem auch noch ein wenig Nachhilfe im Kochen bekommt. Auch für die Geflüchteten ist das Kochprojekt eine schöne Gelegenheit, hier in Deutschland anzukommen. Einige kennen noch fast keine deutschen Gerichte und sind auch ein wenig skeptisch, ob das, was die Köchinnen und Köche hier fabrizieren, auch schmecken kann.
Mittlerweile ist auch schon der Tisch gedeckt, der Kuchen im Ofen und die Kürbissuppe wird gerade serviert, nach knapp einer Stunde Zubereitung. Die schnell geleerten Teller zerstreuen alle vorher geäußerten Bedenken. Die Suppe war ein richtiger Erfolg. In der Zwischenzeit ist Mohammed mit seinen Beiköchen noch mit dem Curry beschäftigt und lässt sich auch nicht von der gut duftenden Suppe locken, da er seinen Freunden auch bald servieren möchte und schließlich auch kann. So war auch das Curry-Chicken ein Genuss für die Gaumen der Teilnehmer*innen und viele freuen sich schon auf das nächste Kochdate von CampusAsyl mit Rosi und Ursula, die beide herzlich dazu einladen.
Die Kochtreffen von CampusASYL finden jeden 2. und 4. Montag im Monat ab 17.00 Uhr in der Küche der ESG, Am Ölberg 2 in Regensburg statt. Alle sind herzlich willkommen, auch Helferinnen und Helfer.