Ein Monat / Ein Projekt: Raum zum Durchatmen – Die Frauenteestunde


(von Katrin Wolf)

Marrya Alhanna war eine der ersten Frauen, die im Winter 2015 regelmäßig zur Teestunde gekommen sind. Damals war die Syrerin gerade in Bayern angekommen. Ein knappes Jahr später ist sie als CampusAsyl-Bufdi dabei. Im Container der Erstaufnahme, den der Verein für verschiedene Projekte nutzt, treffen sich jeden Donnerstagabend Frauen, um sich bei Tee, Kaffee und Keksen auszutauschen oder ein bisschen Deutsch zu üben. Auf dem großen Tisch, an dem alle sitzen, liegen Broschüren, Vokabelkarten und Lernhefte durcheinander, im Hintergrund pfeift der Wasserkocher. Marrya erklärt zwei jungen Eritreerinnen erste deutsche Wörter. „Ich finde, das Projekt ist so wichtig für die Frauen“, sagt Marrya. „Sie können machen, was sie mögen, oder sich einfach frei miteinander unterhalten.“ In entspannter Atmosphäre können die Frauen, die zur Teestunde kommen, sich untereinander austauschen. In den Freiwilligen finden sie außerdem Hilfe bei Fragen – egal, ob es um praktische Dinge, das Asylverfahren oder auch sehr ernste Themen wie häusliche Gewalt geht.

„Ich finde es wichtig, dass wir etwas für die Frauen anbieten, die nicht an anderen Projekten teilnehmen, weil zu viele Männer da sind“, sagt Caren. Damit spricht sie einen der Gründe aus, warum die Teestunde als reines Frauenprojekt entstanden ist. Caren, die das Referat Verwaltungs-EDV an der Uni Regensburg leitet, ist von Anfang an regelmäßig dabei. Die Möglichkeit, Frauen aus verschiedenen Kulturkreisen kennenzulernen, ist ein Grund, warum sie zur Teestunde kommt.

Auch Sophia Oppel, die in Regensburg Soziale Arbeit studiert, interessiert sich für die Geschichte der Geflüchteten. „Mich interessiert es vor allem auch, wie sich die Frauen hier in Deutschland fühlen, in einer ganz anderen Kultur mit anderen Rollenvorstellungen“, sagt Sophia. Gleich im ersten Semester sollte sie ein Referat über CampusAsyl halten. Vom Projekt Teestunde fühlte sie sich gleich angesprochen: „Ich finde es eine super Aktion, dass die Frauen in der Teestunde einmal Zeit unabhängig von ihren Männern verbringen dürfen!“ erklärt sie.

Die Teestunde bietet einen geschützten Raum, in dem alle Themen zur Sprache kommen können, die die Frauen bewegen. „Sie bekommen hier die Möglichkeit, sich vollkommen zu entfalten, können über ihre Träume und Vorstellungen für die Zukunft reden und sie öffnen sich über viele Themen“, berichtet Sophia von ihren Erfahrungen. In der Enge der Erstaufnahme ist die Teestunde eine willkommene Abwechslung.

Schon viele Freundschaften sind dort entstanden. Die Teestunde ist auch eine Anlaufstelle in der Erstaufnahme, ein Ort, an dem die Frauen Anschluss finden können. Sophia sagt über ihre Motivation: „Mir tut es leid, was sie schon alles erlebt haben und deswegen will ich meinen Teil dazu beitragen, dass sie sich hier in Deutschland wertgeschätzt fühlen und sich gut eingewöhnen können.“

Sophia gefällt nicht zuletzt auch die lockere Atmosphäre, auch unter den Ehrenamtlichen: „Ich freue mich, dass wir Mitarbeiter gut kooperieren und jeder mithilft!“

Die Teestunde findet jeden Donnerstag ab 19 Uhr im Container in der Erstaufnahme statt. Neue Freiwillige sind jederzeit herzlich willkommen.



30.01.2017 16:11,
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