Reihe: Geschichten des Ankommens 2


Es geht weiter mit unserer Interview-Reihe. Dieses Mal stellen wir euch Rafel vor:

Rafel ist in einer christlich-assyrischen Familie in Bagdad geboren und sagt von sich selbst, dass sie ihre Wurzeln und Bräuche immer beibehalten und nie aufgeben will. Auch wenn es nicht immer einfach ist, die Traditionen der Heimat mit der deutschen Kultur zu kombinieren, kann man mit ein wenig Kreativität vieles miteinander verbinden – einfach halb-halb!

Für unseren Newsletter hat sie uns ein wenig über ihr Leben als Regensburgerin erzählt.

Kannst du uns ein wenig von deiner Lebenssituation bei deiner Ankunft in Regensburg erzählen?

Ich habe mich am Anfang im großen Ankerzentrum in Regensburg registrieren lassen, dort bin ich mit meiner Schwester und ihrer Tochter ungefähr drei Nächte geblieben.

Nachher hat unsere große Schwester uns zu ihr nach Wörth an der Donau gebracht, sie wohnte damals mit ihrem Mann in einer kleinen privaten Wohnung. Nach ein paar Tagen war die Situation unangenehm für die Vermieter und wir haben uns dafür entschieden, ins Ankerzentrum zurückzukehren, obwohl es damals dort ziemlich schwierig war. Es war eine große Basketball-Halle mit Schränken, die wie kleine Räume eingerichtet sind, die Betten waren innerhalb der Schränke gestapelt. Keine Privatsphäre gar nicht!

Nach ungefähr zwei Wochen ist unser Transfer aufgetaucht und wir sind nach Hemau, wo wir in einer temporären Unterkunft geblieben sind. Dort habe ich die schlechtesten Tage meines Lebens erlebt.

Der Grund war Diskriminierung – nicht von den Deutschen, sondern von anderen Menschen in der Unterkunft.

Grund dafür war leider unsere Religionsangehörigkeit und dass meine Schwester mit einem Kind „alleine“ nach Deutschland kam, das ist für manche Kulturen nicht akzeptabel.

Die Mehrheit in der Unterkunft haben uns einfach nur kritisiert und immer beleidigt. Viele Probleme und Streitigkeiten wurden leider verschwiegen, da wir große Angst vor diesen Menschen hatten!

Ich habe das nicht immer aushalten können, deswegen bin ich immer wieder zu meiner großen Schwester gegangen.

Am Ende haben wir unsere Aufenthaltserlaubnisse bekommen und durften Wohnungen suchen, später haben wir eine Wohnung gefunden und seitdem sind wir Gott sei Dank sehr zufrieden.

Wie bist du in Kontakt mit CampusAsyl gekommen?

Zu CampusAsyl bin ich über das Job-Center des Landkreis Regensburg gekommen, damals hat man mir einen kleinen Flyer gegeben und seitdem bin ich von ganzen Herzen bei CampusAsyl.

Das heißt, du hast immer noch Kontakt mit CampusAsyl?

Ja, ich bin immer noch bei CampusAsyl, es ist halt das Lernen, was mich manchmal verhindert, aber ich bin sowohl im Chor als auch bei WomenTogether und bei den Azubi-Tandems. Über Campusasyl habe ich viele feste Freundschaften geknüpft, manche Freunde sind wie meine Familienmitglieder geworden. Es ist mir eine große Ehre mit dem Verein zu arbeiten.

Wie hat sich seit deiner Ankunft deine Lebenssituation verändert? Kannst du uns auch darüber ein bisschen erzählen?

Meine Lebenssituation jetzt hat sich sehr verändert im Vergleich zu Vorher. Ich wohne in „meiner“ eigenen Privatwohnung, verdiene mein eigenes Geld über meine Ausbildungsvergütung (Fachinformatikerin für Systemintegration), habe viele Freunde und fühle mich sehr wohl.

CampusAsyl war und ist mir sehr wichtig, weil es mir über diese Jahren immer geholfen hat, mich in der Gesellschaft in Regensburg zu integrieren und orientieren. Ich persönlich liebe Regensburg, da die Stadt mir Glück gebracht hat. Mir geht es einfach gut und mehr möchte ich nicht!

Die Reihe ist ein Projekt von Ann-Kathrin Hübner, Youssouf Issakha und Judith König



29.03.2021 13:44,
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