Von Ronaldo, Messi und Hemingway – Sport, Spiel & Spaß in der Erstaufnahme


In unser Blogreihe stellen wir euch jeden Monat eins unserer Projekte ausführlicher vor. Dieses Mal hat unsere Bundesfreiwillige Erika Ortiz aus Kolumbien einen Artikel über das Projekt „Sport, Spiel & Spaß“ und ihre Wahrnehmung von CampusAsyl allgemein verfasst:

13.30 Uhr, Dienstag. Es ist Winter, der Tag ist nicht so kalt, trotzdem bedeckt weißer Schnee die Felder. Aber nichts kann die Kinder in der Erstaufnahme aufhalten, die auf der Suche nach Spaß zusammenkommen. Die Freiwilligen lachen in Erwartung der kommenden Stunde. Es liegt eine ansteckende Lebensfreude in der Luft –  völlig klar, die Zeit von Sport, Spiel & Spaß hat begonnen!

Manchmal werden die Tage in der Erstaufnahmeeinrichtung lang oder langweilig. Der Weg, den viele Flüchtlinge hierher zurückgelegt haben, ist nicht einfach und weitere Herausforderungen stehen unmittelbar bevor. Aber auf einem Sportplatz kann man die Probleme für einen Moment vergessen. Du kannst wie Oliver Bierhoff sein, oder vielleicht sogar wie Messi, so nennt sich Ahmed, der gerade schreiend ein Tor schießt, nachdem er einen Pass von seiner Schwester bekommen hat. Die allerdings sagt, dass sie eindeutig Ronaldo bevorzugt. Sie fallen und stehen auf, klopfen sich mit ihren kleinen Händen die Erde von der Hose. Das Adrenalin verändert scheinbar das Zeitgefühl, die zwischen den Wänden einer Flüchtlingsunterkunft manchmal ewig scheint.

Das Projekt „Sport, Spiel, Spaß“ begann mit einer Gruppe von Studenten, die einfach gerne Sport trieben. Nach und nach wuchs das Projekt, es entstanden sogar neue Teilprojekte daraus. Lena Knaus, eine der aktuellen Projektleiterinnen, erwähnt im Gespräch die Wichtigkeit von Spontanität und die Fähigkeit, sich von den Kindern mitreißen zu lassen.

Im Spiel gibt es ein Potential, eine Freiheit, die schwer zu beschreiben ist. Für einen Moment scheint es so, als würde das Etikett des Flüchtlings verschwinden, und jeder der vorbeikommen würde könnte vermuten, dass sie ein Club oder eine Gruppe von Freunden sind, die einfach Spaß haben. Lena Jung, die das Projekt zwei Jahre lang führte, beschreibt dies so: „Ich brauche mich nicht zum Projekt zu überwinden, weil die Motivation immer da ist. Am Ende fühlst du dich ein wenig müde, aber es ist eine angenehme Müdigkeit. Du weißt, dass du mit den Kindern Freude geteilt hast und dass du etwas Gesundes für dich getan hast. Bei Sport, Spiel & Spaß war es immer schön, die Kinder mit einem Lächeln zu sehen“.

Du hörst „Goal!“ und den Trubel eines Tores, in der anderen Ecke spielt eine Gruppe Volleyball oder veranstaltet ein Wettrennen, ein paar Kinder spielen Seilspringen. Gewinnen oder verlieren scheint nicht so wichtig wie der Spaß, den Sie haben können. Und so hat jede Mannschaft ihre eigene Wahrnehmung des Ergebnisses. Manche sagen es war ein Unentschieden, andere sagen es war ein klares 20-0. Sie lachen, sie sagen die Zahlen und vergessen sie wieder während der rollende Ball weiter zählt.

Die Energie der Freiwilligen scheint dabei unerschöpflich zu sein. Sie zeigen keine Anzeichen von Müdigkeit, im Gegenteil sie mischen sich unter die Kinder als ob sie eine unerschöpfliche Energiequelle zur Verfügung haben. Ich frage scherzhaft Lena Gruber wie viele Tassen Kaffee Sie für einen Tag wie diesen braucht. Sie lächelt nur. Sie braucht kein Koffein, die große Motivation bewegt sie.

Bei den wöchentlichen Treffen gibt es extrovertierte Kinder und schüchterne Kinder. Diejenigen, die alleine Hula-Hopp spielen, diejenigen, die Equipment zusammenbauen, diejenigen, die gerne Scherze machen, die Ruhigen, die Herzen im Schnee malen, die Abenteurer, die mit Vollgas auf ihrem Skateboard oder Fahrrad fahren, als wären sie eine Rakete oder Michael Schumacher. Gleichzeitig sind sie alle Kinder, die „…an einer der größten humanitären Krisen unserer Generation beteiligt sind. Sie sind diejenigen, die unser Bestes verdienen das beste Denken und die besten Bemühungen, ihnen zu helfen, die Herausforderungen zu meistern“ sagte Mark Smith, Senior Director für humanitäre Notfälle bei World Vision.

In einer globalisierten Welt, in der leider das Kapital mehr Freiheit genießt als die Menschen, ist es notwendig, sich auf den Aufbau sozialer Netzwerke zu konzentrieren, die wieder ein Gleichgewicht herstellen können. Heminway schrieb, dass jede Person ein Stück des Kontinents, der Welt, ein Teil des Ganzen ist. Dass keine Person eine Insel ist und der Tod oder der Schmerz von irgendjemand uns beeinflusst, weil wir mit der ganzen Menschheit verbunden sind. Vielleicht ist das ein guter Weg, um dieses Projekt und die Bedeutung von CampusAyl zu verstehen: Es gibt nicht „sie“ und „uns“, es ist keine Wohltätigkeit, es ist ein Solidaritätsprozess, der Verbindungen schafft.

Die Minuten laufen und Sport, Spiel & Spaß ist fast vorbei. Noch ein paar Kinder spielen, schleichen sich in die Schlange, um nochmal Seil zu springen, stehlen etwas Zeit um noch mehr Spaß zu haben. Lena G., Lena K., Peter und Benedik sind nur einige der vielen Freiwilligen, die oft zusammenarbeiten. Und wenn ein Projekt zu Ende geht, beginnen andere, wie das Internetcafé, die Kleiderkammer, die Helferkreise, der Schwimmkurs, der Crashkurs-Deutsch, der Tanzkurs, oder Musik, oder …

Und schließlich, obwohl die Freiwillige erwähnen, dass Sprache wichtig ist, wird alles verständlich gemacht: Augen, Gesten, Hände, der ganze Körper erlaubt eine Kommunikation, die Sprachbarrieren überwindet. Worte sind bedeutsam, aber Sie können auch alles komplizieren. Sport, Spiel und Spaß hilft immer. Also der Ball rollt, der Platz ist bereit, die Freiwilligen sind da und es gibt nie zu viele Spieler. Was hält dich davon ab, dem Team von CampusAsyl beizutreten? Schieß ein Tor gegen die Gleichgültigkeit! Wir freuen uns auf Dich!

 



26.02.2018 18:15,
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