Bühne frei für die Klimakatastrophe – letzte Aufführung am 04. Juni!


Ein Theaterstück zum Klimawandel hört sich zunächst nach ziemlich schwerer Kost an – die Thematik hat bekanntlich wenig Aufheiterndes. Doch was die Theatergruppe von CampusAsyl am Samstag, 28.05., auf die Bühne im Kulturzentrum W1 gebracht hat, kam denkbar leichtfüßig daher: Das Publikum erlebte einen Theaterabend, der sich differenziert mit dem Klima-Aktivismus auseinandersetzte und dabei lehrreich, anregend und witzig zugleich war.

„Wann, wenn nicht jetzt, ihr Ochsen!“ heißt das Stück von Wolfgang Malischewski. Hinter dem Titel könnte genauso gut ein Fragezeichen stehen – das Stück wirft eine Menge grundsätzlicher Fragen auf, mit denen sich Aktivist*innen auseinandersetzen müssen. Diese Kontroversen hat der Autor mit einer Handlung verwoben: Er erzählt die Geschichte von Hanno und seinen Mitschüler*innen, die in der Frage der Fridays-for-Future-Proteste gespalten sind: Während Sophia und Milli jeden Freitag zu den Demos gehen, fährt der wunderbar prollig gespielte Sven lieber mit seinem dicken Schlitten spazieren und macht sich über die Sorgen der anderen um das Klima lustig. Hannos Position ist uneindeutig: Er hat Probleme in der Schule und ist mit sich selbst beschäftigt. Die Proteste sind für ihn eigentlich „pillepalle“. Doch als er sich in Milli verliebt, geht er zu den FFF-Demos, vertritt dort aber bald eine radikale Position.

Einige der Regensburger Schauspieler*innen sind selbst Aktivist*innen bei Fridays for Future und haben ihre Erfahrungen eingebracht. Unterhaltsam ist das Stück nicht nur wegen rascher, gut komponierter Szenenwechsel. Viele unterschiedliche Perspektiven werden hier aufgemacht, ohne dass der Abend überfrachtet wirkt: Hannos Eltern stehen den Fridays-for-Future-Protesten skeptisch gegenüber – nicht zuletzt, weil sie fürchten, dass Hanno das Abitur nicht schafft, wenn er zu den Demos geht. Doch gegen die neue Straße vor ihrer Haustür demonstrieren sie – gemäß dem Motto „Not in my backyard“. Auch die Lehrer*innen reagieren höchst unterschiedlich: „Frau“ Vogelsang ist voll im Klimarettungs-Modus und gibt ihren Schüler*innen auf, eine Performance einzustudieren, die Mut für den Klimaschutz machen soll. „Herr“ Gauwinkel pocht mit Blick auf die Freitagsdemos auf die Schulpflicht. Sein Argument: Wer fleißig Mathe und Physik lerne, könne später mal klimafreundliche Technologien entwickeln, das helfe weit mehr gegen die Erderwärmung als zu demonstrieren. Nicht einmal die beiden Klimaforscher in weißen Kitteln sind sich einig, welche Methoden am Wirkungsvollsten sind.

Die Frage, ob angesichts der ernsten Thematik Platz für Humor sein kann, beantwortet das Stück eindeutig positiv. Hübsche Regieeinfälle bringen die Zuschauer häufig zum Lachen: „Hannos Mutter“ ist mit Staubwedel und Puschelschlappen das Heimchen am Herd, ihr dauermampfender „Ehemann“ verbarrikadiert sich vor ihren Tiraden hinter der Zeitung. Und die beiden Wissenschaftler betrachten die heraufziehende Klimakatastrophe nicht ausschließlich nüchtern.

Für Schauspielerin Flora Pulina, die die Theatergruppe von CampusAsyl ehrenamtlich leitet, ist dies die erste Regiearbeit. Vor der Premiere sagte sie, die Truppe habe „intensive Wochen“ mit vielen Herausforderungen hinter sich – für sie sei es ein berührender Moment, nun vor Publikum zu spielen. Am Ende wurden Pulina, Co-Regisseur Tobias Böhm und alle Mitwirkenden ausgiebig umjubelt. Sie haben das kurzweilige Stück, das viele wichtige Fragen stellt, dem Zuschauer aber keine Antworten aufdrängt, mit denkbar viel Humor und Leidenschaft in Szene gesetzt.

Termin: Am Samstag, 4. Juni, gibt es um 19.30 Uhr eine weitere Aufführung im Theatersaal des Kulturzentrums W1 in der Weingasse 1. Einlass ist um 19 Uhr. An der Abendkasse gibt es eine Eintritts-Empfehlung von drei bis fünf Euro. Der Erlös der Einnahmen geht an CampusAsyl.

 

Von Katharina Kellner

 



31.05.2022 16:34,
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