Tätigkeitsbericht des CampusAsyl e.V. für 2021


Mit nachstehendem Tätigkeitsbericht des CampusAsyl e.V. für das Jahr 2021 wollen wir allen Interessierten einen Einblick in die Aktivitäten des zurückliegenden Kalenderjahres bieten. Dabei können wir selbstverständlich nur auszugsweise auf Tätigkeiten, Ereignisse und Entwicklungsschritte eingehen. Für Nachfragen stehen wir jederzeit gerne zur Verfügung.

Die Covid-19-Pandemie hat unseren Verein in diesem Jahr wieder vor einige Herausforderungen gestellt. Nichtsdestotrotz konnten die meisten geplanten Aktivitäten – auch dank der hohen Flexibilität und Motivation unserer Projektteilnehmer*innen – in digitaler Form oder unter Anpassung an die notwendigen Hygieneregelungen dennoch stattfinden, sodass wir auf ein insgesamt wieder positives Jahr für den Verein zurückblicken.

 

Intensivierung der Arbeit in den Schwerpunktbereichen

Nachdem im Jahr 2018 die zwei Schwerpunktbereiche „Unterstützung in Bildungsprozessen“ und „Frauenförderung“ etabliert wurden, konnten die Tätigkeiten auf den zwei Gebieten auch im Jahr 2021 weiter intensiviert werden.

Im Bereich „Unterstützung in Bildungsprozessen“ konnten wir unsere Azubi-Tandems durch die Anstellung einer Wissenschaftlichen Hilfskraft weiter ausbauen. In dieser Gruppe erhalten geflüchtete Auszubildende oder geflüchtete Schüler*innen von ausbildungsvorbereitenden Berufsintegrationsklassen Unterstützung beim Lernen durch Tandempartner*innen. Durch die personelle Verstärkung erhoffen wir uns eine Stabilisierung, Ausweitung und qualitative Verbesserung der Gruppenaktivitäten. Das Interesse von geflüchteten Teilnehmenden an den Azubi-Tandems war auch im Jahr 2021 wieder groß, genauso wie an den anderen Gruppen dieses Bereichs, nämlich der Förderung für Schulkinder, den Sprachtandems und der Hochschulgruppe.

Die im Jahr 2019 von uns eingerichtete hauptamtliche Beratungsstelle zur Integration in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt konnte sich mittlerweile bereits über 2,5 Jahre hinweg bewähren. Der Träger der Stelle, das bayernweite Projekt FiBA2 – Flüchtlinge in Beruf und Ausbildung, zeigte sich vom Erfolg der projektweit einzigen Beratungsstelle in einem AnKER-Zentrum so überzeugt, dass die Förderung verlängert und im vergangenen Jahr von Teilzeit auf Vollzeit aufgestockt wurde.

Für den Bereich „Frauenförderung“ hatten wir im Jahr 2020 die positive Nachricht erhalten, dass unser Frauensprachkurs mit Kinderbetreuung ab April 2021 für zwei Jahre von der Deutschen Fernsehlotterie gefördert werden wird. Diese Förderung ermöglichte uns die Einrichtung einer Teilzeitstelle, die einen deutlichen Ausbau und die langfristige Institutionalisierung des Kurses sicherstellen soll und zudem den teilnehmenden Frauen in Einzelberatungsgesprächen bei der Erarbeitung eines persönlichen Bildungsplanes helfen kann. Im Frühjahr 2021 wurde von der neuen Projektangestellten ein erster Sprachkurs durchgeführt und im Herbst wurde das Angebot bereits auf drei parallel laufende Kurse ausgeweitet.

Auch zwei neue Angebote konnten realisiert werden: Seit Januar 2021 sind wir Kooperationspartner der Organisation „Women without borders“ im Projekt Motherschools. Dabei handelt es sich um ein Präventionsprojekt, das Müttern von jugendlichen Kindern die Möglichkeit bietet, sich in einer geschützten Gruppe auszutauschen, die eigenen Erziehungskompetenzen zu verbessern und auch das Tabuthema Extremismus anzusprechen. Im Jahr 2021 konnten wir drei Kurse durchführen; für 2022 ist die Durchführung von drei weiteren MotherSchools-Kursen und eventuell sogar von einer ersten FatherSchool geplant.

Ebenfalls neu im Bereich „Frauenförderung“ ist unser Frauenfahrradkurs, der im Sommer 2021 von einer großen Gruppe engagierter Ehrenamtlicher erstmalig angeboten wurde und schnell ausgebucht war.

Im Rahmen unseres Projekts WomenTogether, das durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gefördert wird, konnten 2021 insgesamt drei Kurse, diesmal zu den Themen „Interkulturalität“ „Umwelt“, und „Meine Werte – deine Werte“ durchgeführt werden. Die teilnehmenden Frauen treffen sich wöchentlich in zwei Gruppen und widmen sich den jeweiligen Schwerpunktthemen, immer mit dem Ziel, den interkulturellen Austausch zu fördern und Raum für gegenseitiges Empowerment zu bieten. Daneben fanden mehrere Ausflüge, etwa eine Schiffahrt zur Walhalla, Veranstaltungen und Seminare im Kurs statt, die den Zusammenhalt der Fraue weiter förderten.

Auch 2021 konnten wir in beiden Schwerpunktbereichen wieder jeweils zwei Vernetzungs- und Austauschtreffen aller beteiligten Projekte und Personen abhalten.

Bildungsprogramm

Im zurückliegenden Jahr konnte CampusAsyl in gewohnter Weise viele (Fort-)Bildungsangebote realisieren, wobei hier im ersten Halbjahr leichte Einschränkungen durch Covid-19 zu verzeichnen waren. Wir konnten jedoch alle in diesem Zeitraum geplanten Angebote in den digitalen Raum verlegen und letztlich sehr erfolgreich durchführen: Alle sechs Seminare des ersten Halbjahres waren innerhalb kurzer Zeit ausgebucht. Besonderen Anklang fand hier ein Workshop mit dem Titel „Argumentationstraining gegen rechte Parolen“ in Zusammenarbeit mit der Mobilen Beratungsstelle gegen Rechtsextremismus in Bayern, den wir aufgrund der hohen Nachfrage drei Mal veranstalteten.

Insgesamt fanden im Jahr 2021 13 Seminare statt, darunter neben den oben genannten auch unsere regelmäßig stattfindende Basis-Schulung für neue Teilnehmer*innen, weitere Veranstaltungen aus dem Themenspektrum „Antidiskriminierungsarbeit“ und Workshops zu den Themen „richtige Deutschförderung“ und „gute Kinderbetreuung“.

Um weiterhin auch die Zahl an geflüchteten Teilnehmenden in unseren Bildungsveranstaltungen zu erhöhen, veranstalteten wir drei Workshops speziell für diese Zielgruppe, nämlich zu den Themen „Zugang zu Arbeit und Ausbildung“ und „Arbeitnehmerrechte“.

 

Auszeichnungen

Auch im Jahr 2021 wurde CampusAsyl für seine Arbeit von offizieller Seite ausgezeichnet. Für unsere „Azubi-Tandems“ erhielten wir im September erneut eine Auszeichnung, nämlich den Preis „agilis kommt an“ der Firma Agilis. Für unsere Aktivitäten zur Förderung von Schulkindern, nämlich die Lernpatenschaften und den Kinderbuchclub, wurden wir mit dem „Förderpenny 2021“ der Firma Penny ausgezeichnet und konnten zudem das Kundenvoting in unserer Region gewinnen, sodass wir uns zusätzlich ein Jahr lang über die Kundenspenden in den Penny-Märkten unserer Region freuen können.

Vernetzung und Kooperationen

Mittlerweile im fünften Jahr in Folge beteiligte CampusAsyl sich als Mitglied des Lenkungsteams zentral an der Organisation von drei Treffen des Regensburger Flüchtlingsforums. Die Austauschrunde brachte im zurückliegenden Jahr Ehrenamtliche, Hauptamtliche und Vertreter*innen von Stadt und Regierung zusammen, um sich u.a. zu Themen wie der Psychosozialen Versorgung von Geflüchteten und der Internetversorgung von Gemeinschaftsunterkünften auszutauschen. Auch im Jahr 2022 wird CampusAsyl die Treffen des Vernetzungsforums mitorganisieren.

Seit 2020 sind wir außerdem im „Inklusionszirkel Flucht.Migration.Behinderung“ vertreten und beteiligen uns aktiv an einem Arbeitskreis, in dem Regensburger Organisationen auf eine bessere psychiatrische und psychosoziale Versorgung von Geflüchteten hinwirken wollen. Mit einem Antrag auf Mitgliedschaft im Paritätischen Wohlfahrtsverband wollen wir den Austausch mit anderen Organisationen noch weiter vorantreiben; aktuell befinden wir uns im Aufnahmeverfahren und haben bereits positive Signale erhalten.

Gesellschaftspolitische und gesellschaftliche Arbeit

Auch 2021 gab es wieder mehrere Anlässe für den Verein, sich an gesellschaftspolitischen Debatten im Themenkomplex Flucht, Asyl und Integration zu beteiligen.

Im Februar war CampusAsyl erneut Kooperationspartner bei der Organisation der Internationalen Wochen gegen Rassismus. Mit einem digitalen Workshop zum Thema „Was ist Diskriminierung? Und was mache ich wenn…“ und einem Redebeitrag bei der Eröffnungsveranstaltung trug CampusAsyl aktiv zu einem gelungenen Programm bei. Im Juni veranstalteten wir gemeinsam mit Junges Europa e.V. eine Online-Podiumsdiskussion zum Thema “Ethik und Moral in der Flüchtlingsfrage” und diskutierten unter dem Titel «Wie idealpolitisch ist die europäische Migrationspolitik?» unter anderem mit Margot Käßmann und Sven Marquardt. Im September führten wir im Rahmen der „Interkulturellen Wochen“ wieder unsere asylpolitische Radtour mit Halt an mehreren Regensburger Flüchtlingsunterkünften durch und waren zudem an einer Vorführung des Films „Wir sind jetzt hier“- Geschichten über das Ankommen“ im Regina-Kino beteiligt.

Vor den Bundestagswahlen im September hielten wir wie bereits mehrfach in den vergangenen Jahren in Kooperation mit anderen Regensburger Vereinen eine Podiumsdiskussion zu asyl- und integrationspolitischen Themen ab; Anwesend waren Bundestagsdirektkandidat*innen von 5 Parteien. Zudem beteiligte sich CampusAsyl im August intensiv an einer Round Table-Aktion des Bündnisses #bayernbleibtbunt, in der die Regensburger*innen ganz direkt mit den Bundestagskandidat*innen ins Gespräch kommen konnten.

In den vergangenen Jahren wurde von Schulen immer wieder die Bitte an uns herangetragen, Vorträge oder Workshops zum Thema Flucht und Asyl zu veranstalten. Wir freuen uns, dass wir diesen Anfragen seit 2021 noch besser gerecht werden können: Im Januar konnten wir, finanziell gefördert durch die Aktion Mensch, eine neue Projektstelle einrichten, die sich ganz diesem Thema widmet. Seither wurden mehrere Workshop-Formate entwickelt und ehrenamtliche Referent*innen mit und ohne Fluchthintergrund geschult; noch in diesem Jahr sollen die ersten Workshops an Schulen und für Jugendgruppen stattfinden. Eines der Hauptziele des Projektes ist es, durch die Schaffung eines transkulturellen Bewusstseins auf die Themen Flucht, Migration und Integration aufmerksam zu machen. Schüler sollen dazu befähigt werden, mit unterschiedlichen Standpunkten – Alltagsrassismus, Vorurteile, etablierte Denkmuster – sachlich und kritisch umzugehen.

Vereinsleben

Erneut fanden im zurückliegenden Jahr zwei ordentliche Mitgliederversammlungen des CampusAsyl e.V. statt. Da die Mitgliederversammlung im Januar pandemiebedingt per Videokonferenz stattfand, wurde per Beschluss der Versammlung auf eine Neuwahl des Vorstands verzichtet und der bestehende Vorstand blieb kommissarisch im Amt.  Bei der Mitgliederversammlung im Juli wurden schließlich Carla Schäfer, Antonia Vollmer, Moatasam Mohamad Ali Yunes, Youssouf Issakha Adam und Dennis Forster (Kassenwart) als neue Vorstandsmitglieder gewählt. Die nächste Mitgliederversammlung findet am 24. Januar 2022 und im Juni/Juli 2022 (inkl. Vorstandsneuwahl) statt. Die Mitgliederzahl des Vereins entwickelte sich auch 2021 positiv und liegt mittlerweile bei 332 Personen.

In diesem Jahr wurde die Arbeit an zwei Vorhaben weitergeführt, welche die Professionalisierung und Weiterentwicklung der Vereinsarbeit vorantreiben sollen.

Zum einen entstand in einer Arbeitsgruppe ein Schutzkonzept für den Verein, das zum Ziel hat, die an unseren Projekten beteiligten Menschen vor Diskriminierung und anderen negativen Erfahrungen im Verein bestmöglich zu bewahren. Mittels klar definierter Prozesse wird so bspw. im Fall eines Regelbruchs das Vorgehen des Vereins umfassend festgelegt und der Schutz der beteiligten Personen wird sichergestellt; darüber hinaus wurden aber auch Maßnahmen zur Prävention erarbeitet. Das Schutzkonzept wurde in der Mitgliederversammlung im Juli 2021 verabschiedet und wird seit diesem Zeitpunkt umgesetzt.

Zum anderen befindet sich der Verein seit diesem Jahr in einem intensiven Rassismuskritischen Öffnungsprozess. Eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Menschen von verschiedenen Ebenen des Vereins (Vorstandsmitglieder, Mitarbeitende, Beiratsmitglieder, Ehrenamtliche), setzt sich mit der Fragestellung auseinander, wie wir unseren Verein unter rassismuskritischen, machtkritischen und paternalismuskritischen Gesichtspunkten weiterentwickeln können und dabei alle Menschen im Verein möglichst mitnehmen können. Auf dem Weg der rassismuskritischen Vereinsentwicklung sollen Lern- und Reflexionsprozesse sowohl in der Arbeitsgruppe als auch im gesamten Verein angestoßen werden, weswegen schrittweise auch weitere Personengruppen des Vereins, z.B. die Koordinierenden des Vereins, in diesen noch nicht abgeschlossenen Prozess miteinbezogen werden. Die Arbeitsgruppe wird dabei intensiv und regelmäßig von Trainer*innen der Jugendbildungsstelle Unterfranken begleitet.

Zur Förderung des guten Miteinanders im Verein konnten im Jahresverlauf zudem wieder mehrere projektübergreifende Veranstaltungen durchgeführt werden. Leider musste eines unseren beide CampusAsyl-Wochenenden mit Fahrten in ein Selbstversorger-Jugendhaus im Frühjahr wegen der Pandemie entfallen. Das zweite Wochenende im September konnte jedoch stattfinden und fand großen Anklang, genauso wie auch das beliebte Zeltwochenende im August, das jährlich von unserem Beirat organisiert wird. Ebenfalls abgehalten werden konnten zwei Vernetzungstage aller Koordinierenden der Gruppen, ein großes Sommerfest sowie mehrere Stammtische für alle Projektmitglieder und Neuinteressent*innen.

 

Projekte 2021

Am Ende des Tätigkeitsberichts findet sich wie immer eine Übersicht aller Gruppen und Projekte, die 2021 unter dem Dach von CampusAsyl regelmäßig stattfanden. Sie stellen das Herz von CampusAsyl dar und in ihnen geschieht die eigentliche Arbeit des Vereins.

Hier nun die Übersicht über alle laufenden Gruppen und Projekte:

  • Unterstützung in Bildungsprozessen
    • Hochschulgruppe für geflüchtete und deutsche Studierende
    • Sprachtandems zum Üben der deutschen Sprache und sozialen Austausch
    • Förderung für Schulkinder – Lernpatenschaften für Grundschulkinder und „Kinder-Buchclub“ in der Gemeinschaftsunterkunft Dieselstraße
    • Azubi-Tandems für Geflüchtete in Ausbildung
    • FiBA – Flüchtlinge in Beruf und Ausbildung (Beratungsstelle)
  • Frauenförderung
    • Frauensprachkurse mit begleitender Kinderbetreuung
    • Frauenteestunde in der Anker-Einrichtung
    • Fahrradkurs für Frauen
    • WomenTogether Empowerment für geflüchtete Frauen
    • MotherSchools Kurse für Mütter mit jugendlichen Kindern
  • Alltag und Freizeit
    • Musik – Musizieren mit Kindern in der Anker-Einrichtung und Instrumentalunterricht
    • Sport – Fußball für Erwachsene inkl. Team in der Bunten Liga Regensburg | Volleyball | Kindertanzen | Yoga | Workout | Spiel und Sport für Kinder in den Anker-Einrichtungen | Lauftreff | Cricket | Basketball | Fahrradtouren | Skaten
    • Theater – offene Proben zweimal pro Monat
    • Chor – wöchentliche Proben
    • Kunst – Kreativworkshops in der GU Dieselstraße und im W1
    • Kochen – zweiwöchentliches Kochen von Speisen aus aller Welt
    • Nähen – wöchentliches Nähangebot in der GU Dieselstraße
    • Internetcafé in der GU Dieselstraße
    • Kleiderkammer – Annahme/Ausgabe von Kleiderspenden in der Anker-Einrichtung
    • Fahrradwerkstatt – wöchentliches Reparaturangebot in der Anker-Einrichtung
    • Interkultureller Garten – Kooperationsprojekt mit Transition Regensburg
    • Kinderbetreuung – wöchentlich in der Gemeinschaftsunterkunft Dieselstraße
    • Towertreff – wöchentlicher Treff bei Kaffee und Tee in der Unterkunft „Zeißtower“
  • Unterstützende Strukturen
    • Arbeitskreis Politik – politische Begleitung der Arbeit CampusAsyl
    • Team Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    • Bildung fördern, Bewusstsein schaffenWorkshops zum Themenkreis Flucht & Integration an Schulen


01.12.2021 11:36,
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