Der FC Anker – Fußball als Ventil


Nachdem wir im letzten Newsletter mit „Al Basmah“ eine Eigeninitiative syrischer Geflüchteter in Regensburg vorgestellt haben, wollen wir uns in diesem Monat das Projekt „FC Anker“ näher ansehen.

Das Projekt gründete sich vor etwa einem Jahr in der Regensburger Dependance des Ankerzentrums in der Zeisstraße. Joe Agafie, ein damaliger Bewohner der Einrichtung, nahm wahr, dass viele der Menschen, die mit ihm dort lebten nicht sehr glücklich über ihre aktuelle Situation waren, oftmals verängstigt, perspektivlos und niedergeschlagen wirkten. Er begann sich Gedanken zu machen, wie er die Personen in der Unterkunft unterstützen könnte, ihre inneren Spannungen und psychischen Probleme etwas zu lösen. Anbetracht dessen, dass er bereits in seinem Herkunftsland Nigeria Fußballspieler und Trainer gewesen war, kam ihm die Idee, im Ankerzentrum eine Fußballmannschaft ins Leben zu rufen. Mit Unterstützung von Veda Erös, die als Ombudsfrau für die Anker-Einrichtung in der Zeißstraße 1 arbeitet, wurde schnell das erforderliches Equipment organisiert und das Training konnte auf dem Gelände der Unterkunft beginnen. Bald darauf fanden auch erste Freundschaftsspiele und Tourniere im Freizeitbereich statt, bei denen das Team „FC Anker“ hervorragende Leistungen erzielte.

Inzwischen sind außer dem Cheftrainer Joe Agafie ein Co-Trainer, ein Physiotherapeut sowie ein Kapitän Teil der Fußballmannschaft, die durch ihre häufigen Siege im letzten Jahr immer wieder die Aufmerksamkeit und Anerkennung anderer Teams errang. Agafie, der stolz auf die guten Leistungen seiner Spieler ist, legt großen Wert darauf, dass das Team bei den Spielen und im Training engagiert bei der Sache ist und sich genau nach seinen taktischen Anweisungen richtet. Dreimal pro Woche bereitet er seine Spieler im Training mit technischen und strategischen Vorwissen auf die Wettbewerbssituation vor und versucht ihnen stets wieder auf die Beine zu helfen, wenn ihre Motivation nach einer Niederlage oder aufgrund von bedrückenden Ereignissen zu sinken droht. Aber auch der Coach sagt, er müsse sich manchmal selbst erst aufbauen, bevor er positive Energie an die Mannschaft weitergeben könne. Eine große Herausforderung stelle beispielsweise die Auswahl der Spielenden dar, da häufig Personen während der Vorbereitung auf ein Spiel Regensburg verlassen müssten und dies die strategische Planung, aber auch die Kontinuität des Trainings beeinträchtigte. Dennoch sei der Zusammenhalt innerhalb der Gruppe sehr gut und das Projekt sei eine großartige Möglichkeit mehr Perspektive und Freude in den Alltag der Teilnehmenden zu bringen.

Auch mit dem Team von CampusAsyl kam es bereits mehrmals zu Freundschaftsspielen und einige Spieler aus dem FC Anker nahmen in Folge dessen ebenfalls an den Spielen der Bunten Liga teil, in der die CampusAsyl-Fußballer*innen letztes Jahr den ersten Platz erspielten. Gemeinsam mit ihrem Trainer Joe Agafie gewann die Mannschaft des Ankerzentrums, zu der in inzwischen auch einige Bewohner anderer Unterkünfte gehören, außerdem ein Freundschaftstournier in Schwandorf und sah sich ein Spiel des SSV Jahn der zweiten Bundesliga an. Durch die Einschränkungen aufgrund der Coronavirus-Pandemie konnten Projekte des Freizeitsportbereichs in den letzten Monaten leider nicht stattfinden, weshalb auch die Spiele und Trainings des FC Anker pausieren mussten. Dennoch stehen Trainer und Spieler des FC Teams weiterhin in Kontakt und hoffen darauf, dass sich die Situation zukünftig entspannt und sie schon bald wieder gemeinsam Fußballspielen können. Ihr Ziel für die kommende Zeit sei es laut Joe Agafie, dort mit dem Training wieder einzusteigen, wo sie stehengeblieben sind, weiter an Wettkämpfen teilzunehmen, zu kämpfen, zu gewinnen und weiterhin gemeinsam als Team zusammenzustehen.



30.06.2020 11:44,
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